Mit einer Besetzung, die nur aus Kontrabass, Schlagzeug und Stimme besteht, ist „Petit Standard” ein Jazzprojekt, das den Umfang und die Grenzen des „Trios” auslotet. Geleitet von der in Berlin lebenden kroatischen Jazz-Sängerin Vesna Pisarović, und angetrieben durch den rhythmischen und harmonischen Drive zweier gefeierter amerikanischen Jazzmusiker, dem Schlagzeuger John Betsch und dem Kontrabassisten Joe Fonda.

Diese Gruppe greift das Genre der Jazzstandards neu auf. Werke von Größen wie Mal Waldron, Charles Mingus und Steve Lacy werden durch einen spielerisch, dekonstruktiven und experimentellen Ansatz interpretiert.

Die Erforschung der Grenzen der Sprache, innerhalb und über die Grenzen der musikalischen Phrase hinaus, bleibt dabei im Rahmen des Jazz-Idioms verwurzelt. Vesna Pisarovićs lyrischer, wenn auch abenteuerlicher Ansatz einer Jazzstimme wird hier mit der turbulenten Kantigkeit und dem rauen Tempo von Joe Fondas Bassspiel konfrontiert, gepaart mit der Subtilität des Swings und manchmal auch mit der Energie des Pulses von John Betschs Schlagzeugspiel.

Die klavierlose Besetzung des Trios eröffnet aber auch die Möglichkeit des Experimentierens: Durch die ständige Subversion der erwarteten Rollen der Begleitung und des Gesangs, durch ein spielerisches Erforschen verschiedener Texturen und Klangfarben, durch das ständige Wechseln zwischen verschiedenen, oft disparaten musikalischen Szenarien, in denen wiedererkennbare Melodien völlig neue Bedeutungen finden.

Deshalb ist die musikalische Hypothese, die hier getestet werden soll diese: Wie kann eine Minimierung der Form das Maximum an  Ausdrucksmöglichkeiten ausloten?