Rebekka Bakken

I Keep My Cool

Datum: Sonntag, 03. Dezember  2006 um 20:00 Uhr
Veranstaltungsort:Autohaus Hofmann
Veranstalter:Jazzclub Regensburg e.V.
Abendkasse:25.00 €
Vorverkauf:23.00 €
Ermässigung:20.00 €
Schüler & Studenten:20.00 €

REBEKKA BAKKEN

„I KEEP MY COOL“

 

„Ein Album ist ein gutes Abbild meiner Selbst im Hier und Jetzt. Wenn ich nicht in mir selbst ruhe, fühle ich mich unwohl - ich strebe dann zu diesem Pol zurück." Mit diesem Credo hat es Rebekka Bakken in nur drei Jahren auf den Singer-Songwriter-Olymp geschafft. Mit den beiden Solo-Alben „The Art Of How To Fall“ (2003) und „Is That You?“ (2005), auf denen sie mit Pop, Blues, Jazz und Folk intelligent verführerisch und sorgsam umging, um zwischen ihren Innenwelten und der Außenwelt ein vor allem elegisch schönes Klangband zu spannen. Jedes Album von der norwegischen Wunder-Sirene und Wahl-Wienerin ist aber nicht nur ein autobiographischer Seismograph. Jedes Album ist für sie auch immer ein neuer Anfang. So wie jetzt ihr drittes Album „I Keep My Cool“. „Mir ist klarer geworden, was ich tatsächlich machen möchte.“, so Bakken. „Für mich ist dieses Album ein Schritt nach vorne. Allein durch die Arbeit mit wunderbaren Menschen. Ich fühle mich einfach unglaublich glücklich. Doch obwohl es jetzt noch konzentrierter ist und sich damit von den ersten beiden Alben unterscheidet, ist ´I Keep My Cool´ wieder ganz Rebekka Bakken.“

 

Für die elf Songs, die allesamt aus ihrer Feder stammen, hat sich Bakken zum großen Teil auf jene versierten Musiker-Freunde verlassen können, die schon auf „Is That You?“ zu hören waren. Neben Gitarrist Eivind Aarset, Bassist Larry Danielsson und Schlagzeuger Per Lindvall ist jetzt aber an Klavier und den Keyboards der bekannte norwegische Soundtrack-Komponist Kjetil Bjerkestrand hinzugekommen. Und als I-Tüpfelchen gerade in den balladesken Hymnen wie „Welcome Home“, „Any Pretty Girl“ und „You´re Crying“ hat Bakken sogar Streicher von den Wiener Philharmonikern gewinnen können, während die Wiener Symphoniker den Benefiz-Song „Everything Can Change“ unterstützten. In den Songs zeigt sich Rebekka Bakken dabei erneut als eine Poetin, die oftmals mit nur wenigen, kleinen und zarten Schritten große Wirkung erzielen und Geschichten erzählen kann. Und die sich – wie so oft bei ihr – um das Thema aller Themen drehen: die Liebe. Wie man die frisch aufgeblühte Liebe einfach genießen kann, stellt Bakken gleich im Eröffnungssong „We Hit It Again“ klar, einer smoothen R&B-Perle: „Es ist ein Song über die Liebe – wie großartig sie ist. Allein dieser erste Moment, wenn man sich verliebt und sich daraus ein aufregendes Spiel zwischen zwei Menschen entwickelt.“

 

Mit welcher Eindringlichkeit Bakken dann wieder gemeinsame Erinnerungen beschwören kann, stellt sie direkt einen Song weiter unter Beweis. In dem mit leicht irischen Brisen verwöhnten „Welcome Home“, das von Eivind Aarsets Gitarre magisch aufgeladen wird und bei dem Bakkens strahlende und intensive Stimme einen einfach in den Bann zieht und um den Finger wickelt. Bakken ist nicht nur hier eine Sängerin für alle melancholischen Tonarten, macht sie aus „Any Pretty Girl“ ein intime Folk-Ballade und aus „Love May Seem Hard“ eine sanfte und leicht jazzig angehauchte Nummer – die einmal mehr unterstreicht, wie Bakken ihre musikalischen Gedanken einfach aus der Feder fließen lässt. Denn eigentlich besteht Bakken darauf, dass „ich noch nie einen einzigen Takt Jazz komponiert habe. Bevor ich mein erstes Album gemacht hatte, hatte eben ich eine Menge Sachen wie Pop und Funk gemacht.“ Und da Bakken es grundsätzlich nicht mit Schubladen hat, ist sie von ihrer ganzen Bandbreite in den Songs zu erleben, die fast alle für das neue Album komponiert worden sind. Lediglich „Welcome Home“ entstand vor rund zwei Jahren und der groovige Up-Tempo-Song „Just Having My Fun“ vor immerhin schon sechs, sieben Jahren. Dass gerade in diesem Song durchaus ein Schuß Prince steckt, will Bakken zwar nicht verhehlen: „Ja, als ich ihn später gehört habe, nachdem ich ihn aufgenommen hatte, ist mir durchaus eine Nähe zu Prince aufgefallen. Aber ich würde nie sagen, dass er mich direkt beeinflußt hat. Es sind Songs, die aus mir heraus kommen. Ich will das auf den Punkt bringen, was ich ausdrücken möchte.“ Dafür greift sie dann schon mal zu einem norwegischen Text, den sie für den robusten Blues-Kracher „Hard To Be A Loser“ ins Englische übersetzt hat. Und bei dem Bakken in der Rolle einer Sitzengelassenen ihre stimmlichen Krallen ausfährt, während Eivind Aarset kräftig die Slide-Gitarre aufjaulen und aufheulen lässt.

 

Ein Song liegt Rebekka Bakken aber ganz besonders am Herzen. Es ist „Everything Can Change“, der als offizieller Song für den Wiener „Life Ball 2006“ entstand, diesem in Europa größten Charity-Event, der sich für den Kampf gegen AIDS einsetzt. Bakken: „Als ich vor einem Jahr gefragt wurde, ob ich den Song schreiben möchte, war ich zunächst etwas skeptisch: Was kann man über Aids komponieren? Und dann hörte ich im Radio Berichte von Aids-Infizierten, die so klar und einfühlsam von ihrem Schicksal berichteten. Die aber auch erwähnten, wie sich seit ihrer Krankheit die Haltung von Freunden gegenüber ihnen verändert hatte. Und genau das thematisiert der Song: man muss zueinander stehen, egal ob einer eine Krankheit hat oder nicht. Man muss niemanden Ratschläge geben. Man muss den anderen genauso lieben wie sich selbst.“ Herausgekommen ist eine Hymne, die unter die Haut geht – und die aber eben zugleich nur eine von den unendlich vielen Facetten der Ausnahmekünstlerin Rebekka Bakken ist.